Wie du die Perspektive auf deinen Körper veränderst

Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie leicht man den eigenen Körper und im schlimmsten Fall auch sich selbst als Person auf das Äussere reduziert. Diese Reduzierung ist weder liebevoll, noch ist sie in irgendeiner Form vorteilhaft.

Aus dieser Denkweise herauszukommen, bedeutet nicht nur, sich selbst von toxischen Denkweisen zu verabschieden, sondern vielleicht zum ersten Mal zu erkennen, wie wertvoll und leistungsfähig der eigene Körper eigentlich ist.


Der Weg aus der Essstörung liess mich erkennen: Mein Körper ist eine krasse Maschine.

Als ich mittendrin steckte, machte ich mir keinerlei Gedanken darüber, wie wunderbar mein Körper eigentlich funktionierte, noch war mir wirklich bewusst, was ich ihm eigentlich antat. Je mehr ich mich in Richtung Heilung dieser Störung bewegte, umso mehr erkannte ich, wie gross meine Erwartungshaltung an meinen Körper gewesen war. Vor allem in Bezug auf seine Erscheinung.

Ich realisierte, wie viel mein Körper in der Vergangenheit ertragen musste, weil ich ihn nur auf sein Aussehen reduzierte. Ich ass viel zu wenig, trieb übertrieben viel Sport, gönnte ihm nicht den Schlaf, den er brauchte, quälte ihn tagtäglich mit hohen Schuhen. Die Liste könnte noch so weitergehen.

Dankbarkeit hatte ich keine für meinen Körper übrig, im Gegenteil. Ich forderte nur. Ich gab ihm tagtäglich in Form von Handlungen und wiederkehrenden Gedanken das Gefühl, dass er nicht genug war.

Je mehr ich meinem Körper den Raum zur Heilung gab, desto mehr verstand ich, dass ich meine Perspektive, meinen Fokus in Bezug auf meinen Körper verändern musste.


Du kannst ein Auto nicht halb betanken und erwarten, dass es dich eine Strecke zurücklegen lässt, für die du einen vollen Tank bräuchtest. Mit deinem Körper ist es nicht anders.


Als ich das verstand, änderte sich alles.


Ich verstand, dass ich mich von der Erwartungshaltung verabschieden musste.

Ich wusste, dass es an der Zeit war, meine Erwartungen loszulassen und durch Dankbarkeit zu ersetzen. Zum ersten Mal vielleicht in meinem Leben wurde mir klar, was ich meinem Körper in all den Jahren der Essstörung angetan hatte. Nicht nur im Zusammenhang mit dem restriktiven Essen, sondern ebenfalls mit meinen wertenden oder soll ich sagen abwertenden Gedanken zu meinem Körper?

Und obwohl ich zunahm (und das wäre mitten in der Essstörung sehr unschön für mich gewesen), lernte ich meinen Körper immer mehr zu schätzen. Ich war nicht mehr in der Haltung, dass mein Körper einfach nur nach meinen Vorstellungen funktionieren und gut aussehen musste. Zum ersten Mal fragte ich mich:


Was kann ich meinem Körper Gutes tun?

Statt:

Warum «performt» er nicht so, wie er soll?


Seither bin voller Dankbarkeit für alles, was mein Körper leistet. Für all die Prozesse, die im Körper ablaufen, für die er nicht einmal meine Anweisungen benötigt. Er weiss, was zu tun ist.

Heute muss mein Körper nichts mehr leisten oder auf eine bestimmte Art aussehen, damit ich ihn lieben kann. Ich fordere nichts mehr.

Heute frage ich mich viel eher: Was kann ich meinem Körper Gutes tun?

Denn er hat es schlicht und einfach verdient. Nicht nur, weil er tagtäglich grosse Leistungen bringt, sondern auch da er das Leben für mich überhaupt erst erfahrbar macht.


Ich kann mit meinem Körper Geschichten hören.

Ich kann mit ihm über grüne Wiesen laufen und den Morgentau unter meinen Füssen spüren.

Ich kann die schönsten Berge und Seen sehen.

Ich kann bestes italienisches Eis schmecken.


Frage dich: Was kann ich für meinem Körper tun?

Wenn du mehr in Liebe und in Frieden mit deinem Körper sein willst, dann führt kein Weg daran vorbei, dich von den Erwartungen an deinen Körper zu lösen und stattdessen in die Dankbarkeit zu gehen.

Wenn du noch mehr in den Prozess der Dankbarkeit einsteigen willst, dann fang an und schreibe auf, für welche Funktionen du deinem Körper dankbar bist. Oder halte schriftlich fest für welche Leistungen du deinem Körper besonders dankbar bist. Wie du es tust, ist völlig egal. Wichtig ist nur, mach dir bewusst, was für ein geniales Gerät dein Körper. Es schriftlich festzuhalten, dient dir in Momenten, in denen du vielleicht gerade nicht erkennst, wie wertvoll dein Körper ist, als Erinnerungshilfe.

Beginne damit, deinem Körper etwas zurückzugeben. Verabschiede dich von der Haltung, immer nur von ihm zu nehmen, gib ihm so viel zurück, wie du nur kannst.

Schenke ihm Bewegung, einfach weil es guttut und nicht um seine Erscheinung zu verbessern.

Gönne ihm den Schlaf, den er braucht. Das ist genauso eine Erinnerung an mich selbst, denn meine Zielstrebigkeit und meine Freude daran, To-do-Listen abzuarbeiten, halten mich manchmal zu sehr vom Schlafen ab. Das obwohl ich es liebe zu schlafen. 😊

Nimm dir Zeit für Entspannung. Tu das, was dich entspannt. Vielleicht bedeutet es für dich, zu lesen, eine Massage zu geniessen, in eine Meditation abzutauchen oder joggen zu gehen. Tu, was dir die nötige Erholung bringt.

Entscheide dich für die Dankbarkeit und gegen die Forderungen und Erwartungen an deinen Körper. Gib, statt immer nur zu nehmen.


Erkenne das Geschenk, die Magie deines Körpers.

Er macht so viel für dich.


Wofür bist du deinem Körper am meisten dankbar?

Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.


Viel Liebe,

Deine Anna